MEINE STADT BIARRITZ – SURFEN AM ATLANTIK

Erst wellenreiten, dann frühstücken – am besten Austern und Weißwein 

NEON, September 2013

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»Jetzt im Sommer ist es wieder voll am Strand. Deshalb versuche ich oft, schon um 6.30 Uhr aufzustehen. Da sind noch nicht so viele Surfer im Wasser, und über dem warmen Meer bildet sich ein Nebel, der das Licht bricht. Neue Wellenreiter sollten sich aber erst mal mit den Gezeiten vertraut machen.

Denn rund um Biarritz sind die Wellen fast überall bei Flut besser. Einzige Ausnahme: der Strand Côte des Basques (1), Europas Wiege des Surfens, an dem der Kalifornier Peter Viertel in den Fünfzigern den Europäern das Surfen zeigte. Hier solltet ihr nur bei Ebbe ins Wasser gehen, sonst werden die Felsen gefährlich. Südlich davon ist der Untergrund steiniger, nördlich liegen die Sandstrände, wo die meisten Anfänger unterwegs sind. Falls ihr einer von ihnen seid und einen Lehrer sucht, geht am Côte des Basques zu Christophe Moraiz.

Der betreibt Jo Moraiz (2), die älteste Surfschule Frankreichs. Oder geht in der Nachbarstadt Anglet zu Uhaina (3), der Schule von Iban Ithurbide. Der Baske kennt hier jeden Stein im Wasser.

Nach dem Wellenreiten gehe ich am liebsten auf den alten Markt Les Halles (4). Da gibt’s Fisch, Obst und Gemüse aus der Region, und am Wochenende spielen hier oft »bandas«, baskische Blaskapellen, die typisch für Frankreichs Südwesten sind. Ich hole mir meistens Austern bei den Fischern und esse sie mit einem Glas Weißwein an deren Ständen. Schöner hergerichtet bekommt man die Austern auf der Terrasse der Bar Jean (5). Wenn ihr lieber klassisch frühstücken wollt, mit selbst gemachten Croissants und Chocolatines – so nennen wir die Schokobrötchen -, geht zur Bäckerei Au Fournil de la Licorne (6) in Bidart, dem Ort zwischen Guéthary und Biarritz. Die verkaufen auch leckere baskische Kuchen, und man trifft Surflegenden wie Jeff Hakman. Er und seine Freunde hängen auch oft in Guéthary ab, dem neuen, zehn Kilometer entfernten In-Städtchen, wo auch Madonna und Johnny Depp manchmal auftauchen. Dorthin kann man übrigens gut mit dem Rad fahren – zum Teil an der Küste entlang. Der angesagte Treff in Guéthary ist das Restaurant Le Madrid (7).

Auf der Terrasse über dem Meer versammelt sich gerne eine Promisurfcrew: Jeremy Flores, einer der besten französischen Wellenreiter, Bixente Lizarazu, der bei Bayern gespielt hat und oft mit seinem Longboard auf dem Wasser ist, und sein Bruder Peyo, ein bekannter Big- Wave-Surfer.

Falls ihr mal eine Surfpause braucht, geht ins neu erweiterte Musée de la Mer (8). Besonders toll: ein Aquarium, das so hoch ist wie ein dreistöckiges Wohnhaus. Darin leben zum Beispiel Hammerhaie.

Fürs Abendessen fahrt ins La Tantina de Burgos (9). Dort servieren zwei Freunde von mir günstige baskische Küche mit viel Fisch oder dem Fleischgericht Txuleta, einer Art großem T-Bone-Steak.

Die Küche ist offen und mitten im Raum, im hinteren Teil stehen lange Holztische. Man setzt sich einfach zu anderen Leuten. Alternativ: Ihr macht noch einen Stopp in Bidart: Den Sonnenuntergang schaut man sich am besten auf Sofas am Strand in der Blue Cargo Bar (10) an. Hier legt immer ein DJ auf.

Wenn ihr dann Hunger bekommt, geht ein paar Meter zu Fuß die Küste hoch zum Blue Cargo Restaurant (11). Das ist nicht billig und etwas chic, aber es gibt grandiose Dorade für zwei Personen. Wenn man sich den Fisch mit seiner Freundin teilt und übers Meer schaut, ist der Urlaub auf jeden Fall gelungen.«

Illustration: Jon Frickey